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Am 25. April 2022 empfing der Grand Orient de Suisse auf Initiative des neuen Großmeisters Christophe Ravel den Politikwissenschaftler Benoît Pelopidas, Gründer des Programms Nuclear Knowledges an der Sciences Po, zu einem faszinierenden Vortrag von außergewöhnlicher intellektueller Tiefe über die Nuklearpolitik und ihre demokratischen Herausforderungen. Dieser Moment des Austauschs und der Reflexion ermöglichte es, die Nuklearfrage wieder im Kontext von Bürgersinn, Verantwortung und geteiltem Wissen zu verorten.

Gleich zu Beginn stellte Benoît Pelopidas den Rahmen seiner Überlegungen mit einer einfachen, aber entscheidenden Feststellung vor:

„Wir können nicht wählen, von der Nuklearpolitik nicht betroffen zu sein. Wir können nur wählen, ob wir dieser Verwundbarkeit aktiv oder passiv begegnen.“

Mit anderen Worten: Die Nuklearfrage betrifft nicht nur Regierungen, Militärs oder Fachleute – sie betrifft alle Bürgerinnen und Bürger. Jeder von uns lebt unter dem Einfluss von Entscheidungen, die oft ohne echte öffentliche Debatte getroffen werden, die jedoch über das Überleben der Menschheit und die Stabilität des Planeten entscheiden.

Der Referent wies außerdem auf ein beunruhigendes Paradox hin: Bürgerinnen und Bürger, die sich engagiert gegen den Klimawandel einsetzen, verhalten sich oft so, als ob die nukleare Bedrohung nicht mehr existiere – dabei sind diese beiden Herausforderungen eng miteinander verknüpft. Ein Atomkrieg hätte katastrophale klimatische und humanitäre Folgen und würde alle bisherigen Bemühungen um das ökologische Überleben des Planeten zunichtemachen. „Die Klimakrise zu lösen wird nichts nützen, wenn ein Atomkrieg ausbricht“, erinnerte er mit Nachdruck.

Ein weiteres verbreitetes Missverständnis widerlegte er ebenfalls: die Annahme, dass wir nur dank einer perfekten Kontrolle der Waffen und einer lückenlosen Sicherheit bisher unbeabsichtigten nuklearen Explosionen entgangen seien. Die Forschungen von Benoît Pelopidas zeigen im Gegenteil, dass Zufall und Glück oft eine entscheidende, aber unterschätzte Rolle gespielt haben. Frühere Zwischenfälle – teils über Jahrzehnte geheim gehalten – standen mehrfach am Rande der Katastrophe. Dies ist ein Anlass zur Demut: Ein Nullrisiko existiert nicht, und der Erhalt dieser Arsenale lässt sich daher nicht allein durch Vertrauen in Technik oder militärische Disziplin rechtfertigen.

Im Verlauf seines Vortrags warnte Benoît Pelopidas außerdem vor vier häufig angeführten Argumenten, die die Illusion nähren, es gebe keine Alternativen zur gegenwärtigen Nuklearpolitik. Diese Annahmen, so erklärte er, seien falsch oder unvollständig. Sie trügen dazu bei, das Denken zu erstarren und die Gesellschaft daran zu hindern, sich neue Formen kollektiver Sicherheit vorzustellen.

Die Konferenz endete mit einem Appell an die intellektuelle und moralische Verantwortung. Informieren, verstehen, diskutieren – das ist bereits ein Akt des Handelns. Der Forscher rief dazu auf, sich dieser Themen anzunehmen, sich aus transparenten Quellen zu informieren und die Ergebnisse unabhängiger Forschung im eigenen Umfeld bekannt zu machen.

Zur Vertiefung der Reflexion stellte er das Programm Nuclear Knowledges vor – das erste französische universitäre Forschungsprogramm zum nuklearen Phänomen, das vollständig unabhängig und in seinen Finanzierungsquellen transparent ist. Dieses an der Sciences Po angesiedelte Programm bietet eine wertvolle Ressource für alle, die die zeitgenössischen nuklearen Herausforderungen sowie ihre politischen, sozialen und ethischen Implikationen verstehen wollen. Die Veröffentlichungen des Programms sind auf folgenden Webseiten zugänglich:
👉 www.sciencespo.fr/nk

👉 https://www.sciencespo.fr/ceri/nuclear

Abschließend ermutigte Benoît Pelopidas das Publikum, die Aktivitäten des Programms auch in den sozialen Netzwerken zu verfolgen:

📢 Twitter: @Nknowledges

📘 LinkedIn: Benoît Pelopidas

Mit der Ausrichtung dieser Konferenz wollte der Grand Orient de Suisse daran erinnern, dass die freimaurerische Reflexion nicht nur eine symbolische Arbeit ist, sondern auch einen Beitrag zur bürgerlichen und humanistischen Debatte leistet. Indem er einem unabhängigen Forscher zu einer so entscheidenden Frage das Wort erteilte, bekräftigte der Grand Orient de Suisse seine Verbundenheit mit Vernunft, Wahrheit und Frieden.

Dieser Abend war ein starker Moment des Bewusstwerdens und der Klarheit – ein Aufruf, sich einen Diskurs zurückzuerobern, der allzu oft monopolisiert wird. Denn, wie Benoît Pelopidas erinnerte:

„Wir können die nukleare Bedrohung nicht ignorieren, aber wir können entscheiden, ihr als aufgeklärte Bürgerinnen und Bürger zu begegnen.“