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Grand Orient
de Suisse

Sagesse, force, beauté

Ensemble pour le progrès de l’humanité

Zum Beginn des neuen Jahres möchte ich in meinem persönlichen Namen und im Namen des Ordensrates des Großorients der Schweiz allen, die uns lesen, sowie unseren Schwestern und Brüdern in der Schweiz und darüber hinaus meine aufrichtigsten Wünsche übermitteln.

Die Welt durchlebt derzeit eine Phase tiefgreifender Unsicherheiten. Bewaffnete Konflikte, geopolitische Spannungen, die Schwächung demokratischer Systeme, das Erstarken extremistischer Strömungen und die Infragestellung des Rechtsstaats zeichnen ein besorgniserregendes internationales Bild. Noch beunruhigender ist, dass grundlegende Freiheiten, die man lange Zeit als selbstverständlich erachtet hat – allen voran die Gewissensfreiheit – zunehmend angegriffen, eingeschränkt oder bedroht werden.

Über diese sichtbaren Krisen hinaus scheint sich ein tiefer liegendes Phänomen abzuzeichnen: ein Rückgang des kritischen Denkens, eine Versuchung des Rückzugs und ein wachsendes Misstrauen gegenüber Wissen und Dialog. In vielerlei Hinsicht erleben wir das, was man als ein „neues Mittelalter“ bezeichnen könnte – nicht im historischen Sinne, sondern als intellektuelle und kulturelle Metapher.

In diesem Klima neigt die Angst dazu, Wissen zu ersetzen, vorgefertigte Gewissheiten verdrängen das fruchtbare Hinterfragen, und unmittelbare Emotionen treten an die Stelle vernunftgeleiteter Reflexion. Vereinfachende Diskurse finden zunehmend Gehör, die Komplexität der Realität wird abgelehnt, und der öffentliche Dialog verhärtet sich. Die Gewissensfreiheit, ein zentrales Element der menschlichen Würde, wird dadurch verletzlich.

Diese Rückkehr des Obskurantismus ist weder auf eine bestimmte Religion noch auf eine einzelne Ideologie beschränkt. Sie äußert sich ebenso in der Ablehnung von Wissenschaft, im Misstrauen gegenüber der Vernunft, in der Stigmatisierung kritischen Denkens und in der Versuchung, einzig gültige Wahrheiten durchzusetzen. Dort, wo die Emanzipation des Individuums ein gemeinsames Ziel sein sollte, versuchen manche Strömungen stattdessen, die Autonomie des Denkens einzuschränken und die Angst vor dem Anderen zu nähren.

Angesichts dieser Herausforderungen bekräftigt der Großorient der Schweiz seine Verbundenheit mit den humanistischen Werten, die sein Engagement tragen: Gewissensfreiheit, menschliche Würde, Toleranz sowie individuelle und kollektive Verantwortung. Getreu einer Tradition des Nachdenkens und des Dialogs möchte er im Rahmen seiner Möglichkeiten zum Bewusstwerden dieser Fragen und zur Verteidigung jener Prinzipien beitragen, die offene, gerechte und friedliche Gesellschaften ermöglichen.

In der Überzeugung, dass diese Herausforderungen über Zugehörigkeiten und Trennlinien hinausgehen, beabsichtigt der Großorient der Schweiz, den Dialog mit allen Obödienzen und Kräften fortzusetzen und zu vertiefen, die für einen humanistischen, nicht-dogmatischen Ansatz und den Respekt vor der Freiheit jedes Einzelnen stehen.

Die Zeiten, die wir durchleben, erfordern Klarheit, Mut und Verantwortungsbewusstsein. Sie erinnern uns daran, dass Brüderlichkeit niemals endgültig gegeben ist, dass Freiheit täglich verteidigt werden muss und dass Hoffnung keine Naivität ist, sondern eine Verpflichtung.

Abschließend wünsche ich mir, dass dieses neue Jahr im Zeichen des Dialogs, der Vernunft und des gegenseitigen Respekts steht und dass es jeder und jedem ermöglicht, auf seine Weise zu einer freieren, aufgeklärteren und menschlicheren Welt beizutragen.

Pierre Jéronimo
Großmeister
Präsident des Ordensrates
Großorient der Schweiz